Refinanzierungsdruck in der DACH-Region steigt deutlich: 680 Milliarden Euro Unternehmensschulden in den nächsten fünf Jahren fällig – bei steigenden langfristigen Zinsen

09. Oktober 2025
  • AlixPartners veröffentlicht neue „Debt Management Report“-Auflage
  • Im Vergleich zur vergangenen Publikation im Mai 2025 hat der Druck weiter zugenommen: Gestiegene langfristige Zinsen erschweren die Verlängerung und Refinanzierung vieler Unternehmensschulden in der DACH-Region
  • Zweigeteilter Markt verschärft sich: Bonitätsstarke Unternehmen erhalten leichter frisches Geld – schwächere Firmen zahlen höhere Zinsen und erhalten strengere Auflagen
  • Chemiebranche unter besonderem Handlungsdruck

MÜNCHEN (09.10.2025) – Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz stehen vor einer Refinanzierungs‑Bewährungsprobe. Laut dem heute veröffentlichten Oktober‑Update des „Debt Management Report“ von AlixPartners summieren sich die bis 2030 fälligen Unternehmensschulden in der DACH‑Region auf über 680 Milliarden Euro. Seit Mai wurden zusätzlich 36 Milliarden Euro – teils Refinanzierungen, teils neue Finanzierungen – auf 2029 verschoben. Damit steigt die Belastung am langen Ende, verbunden mit höheren Zinskupons und strengeren Kreditbedingungen. Allein im kommenden Jahr werden 139 Milliarden Euro an Unternehmensschulden fällig – in einem Umfeld steigender langfristiger Zinsen.


Zwei-Geschwindigkeiten-Markt

Das Zinsumfeld zeigt gegenläufige Tendenzen: Während die Zinsen für Finanzierungen mit kurzer Zinsbindung seit Anfang 2024 spürbar gefallen sind, bleiben die langfristigen Sätze hoch – und haben sich zuletzt sogar wieder leicht nach oben bewegt. Gleichzeitig verfestigt sich ein zweigeteilter Markt in der Unternehmensfinanzierung: Bonitätsstarke Unternehmen (Investment‑Grade‑Emittenten) können weiter zu vergleichsweise stabilen Zinsen platzieren, während schwächere Emittenten (Unrated und Sub‑Investment‑Grade) nur zu höheren Gesamtkosten und unter strengeren Bedingungen refinanzieren. Timing und Vorbereitung werden damit zu einem entscheidenden Erfolgsfaktor.


Finanzierungsquellen: offen, aber selektiv

Die Kreditmärkte zeigen weiterhin Aufnahmebereitschaft, bleiben jedoch selektiv. Im ersten Halbjahr 2025 wurden in der DACH‑Region 270 Milliarden Euro an Leveraged Loans und 39 Milliarden Euro an High‑Yield‑Bonds platziert – überwiegend zur Refinanzierung bestehender Verbindlichkeiten und für Repricings. Private Debt bleibt ein zentraler Pfeiler, da Mid-Market-Transaktionen für Banken teilweise zu risikoreich und mit regulatorischen Hürden verbunden sind. Mit 85 Milliarden Euro kumuliertem Kapital (1. Halbjahr 2025, DACH-Fokus) bietet Private Debt Fokus, Geschwindigkeit und Flexibilität bei der Strukturierung.


Refinanzierungsschwerpunkt 2026

Nach dem Going‑Concern‑Prinzip werden Finanzierungen in der Regel spätestens zwölf Monate vor Fälligkeit refinanziert. Da viele der Fälligkeiten für 2025 bereits frühzeitig adressiert wurden, richtet sich der Blick nun auf 2026 – ein Jahr mit deutlich höherer Konzentration an Fälligkeiten. 2026 wird damit zum zentralen Jahr der Refinanzierungswelle in der DACH-Region.


Insolvenzen: steigende Anforderungen an die Vorbereitung von Finanzierungen

Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland ist im ersten Halbjahr 2025 weiter gestiegen – im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um neun Prozent auf rund 11.900 Fälle. Für eine erfolgreiche Refinanzierung ist daher entscheidend, dass Unternehmen „lender-ready“ in die Verhandlungen gehen – mit klarer Liquiditätssteuerung, Working-Capital-Fokus und transparenten Business-Plänen.


Besonderer Handlungsdruck im Chemie-Sektor

Ein Deep Dive im aktuellen Report verdeutlicht: Die Chemieindustrie steht vor einer besonderen Belastungsprobe. Strukturell höhere Energie‑ und Rohstoffkosten in Europa sowie globale Überkapazitäten drücken auf Margen und Finanzierungsspielräume. Der durchschnittliche Net Leverage der untersuchten Chemieunternehmen hat sich innerhalb von zwei Jahren von 1,8x in 2022 auf rund 3,1x in 2024 erhöht, während sich die durchschnittliche Interest Coverage Ratio im selben Zeitraum auf 3,9x verringert und damit mehr als halbiert hat. Mit etwa 3,4 Milliarden Euro besteht außerdem signifikanter Refinanzierungsdruck in 2026. In der aktuellen Situation verlangen Kreditgeber vermehrt besicherte Strukturen, teilweise kürzere Laufzeiten und einen breiter diversifizierten Finanzierungsmix. Erfolgsfaktoren sind daher eine stringente Kapitalallokation, glaubwürdige Deleveraging‑Pfade – einschließlich Portfoliomaßnahmen – sowie konsequente Downside‑Tests zu Covenants und Liquidität.

Dr. Rainer Bizenberger, Partner & Managing Director sowie Co-Head Turnaround and Restructuring DACH bei AlixPartners: „Viele Unternehmen haben sich kurzfristig Luft verschafft, indem sie Fälligkeiten nach hinten verschoben haben. Doch die eigentliche Bewährungsprobe steht noch bevor. Entscheidend wird sein, wie Unternehmen die kommenden Jahre nutzen, um ihre Kapitalstruktur zu stabilisieren und Vertrauen bei Investoren und Banken aufzubauen.“

Ein PDF der Kompaktstudie finden Sie hier.

 

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Expertise, Umsetzungsstärke, Verantwortung – AlixPartners steht für messbare Ergebnisse „when it really matters“. Als global agierende Unternehmensberatung helfen wir unseren Klienten dabei, schnell und entschlossen auf ihre wichtigsten Herausforderungen zu reagieren. Unsere erfahrenen Beraterinnen und Berater sind spezialisiert darauf, Unternehmenswerte zu schaffen, zu schützen und wiederherzustellen. Vom „manager magazin“ und der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Management & Beratung (WGMB) wurde AlixPartners 2025 erneut für seine Umsetzungsstärke ausgezeichnet. Seit über 40 Jahren unterstützt AlixPartners weltweit seine Klienten – inzwischen mit rund 3.500 MitarbeiterInnen in 26 Büros.

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