Weltweite Rezession kommt und wird Deutschland früher und härter treffen: Unternehmen müssen schnell, flexibel und konsequent auf die disruptiven Einflussfaktoren reagieren

10 August 2022
  • 83 Prozent der weltweit befragten Restrukturierungsexperten prognostizieren, dass es innerhalb der nächsten 24 Monate eine Rezession in ihrer Region geben wird.
  • 71 Prozent der in Deutschland Befragten erwarten innerhalb der kommenden 6 bis 12 Monate eine Rezession in Deutschland, 26 Prozent noch 2022; international gehen 69 Prozent der befragten Experten außerhalb Deutschlands in den nächsten 12 Monaten von einer Rezession in ihrer Region aus
  • 54 Prozent der deutschen Experten nennen Lieferketten-Engpässe als wichtigsten Grund für den erwarteten Abschwung, international wird dieser Punkt dagegen nur von 32 Prozent der Experten genannt. Die Inflation als Hauptursache der Rezession nennen 33 Prozent der international Befragten, in Deutschland stimmen dem dagegen nur 18 Prozent zu.
  • 77 Prozent aller Befragten außerhalb Deutschlands sind der Überzeugung, dass der Ukraine-Krieg auf Deutschland den größten Einfluss unter allen betrachteten Ländern hat, in Deutschland denken das sogar 80 Prozent der Experten.
  • 40 Prozent der deutschen Befragten sehen vor allem die Automobilbranche von der weltweiten Krise betroffen, international sind nur 12 Prozent dieser Meinung. Bei der Fertigungsindustrie stimmen die Einschätzungen der deutschen und internationalen Experten weitgehend überein, über 15 Prozent der Befragten sehen hier die Gefahr einer Rezession.

München, (10. August 2022) – Die Rezession kommt. Das ist das zentrale Ergebnis der aktuellen Turnaround- und Restrukturierungsstudie 2022 des globalen Beratungsunternehmens AlixPartners. 83 Prozent der global dafür befragten Restrukturierungsexperten gehen von einer Rezession in ihrer Region in den kommenden 24 Monaten aus. 71 Prozent der in Deutschland Befragten sehen eine Rezession bereits innerhalb der nächsten zwölf Monate. International liegt dieser Wert bei 69 Prozent.

Dr. Axel Schulte, Managing Director und EMEA Co-Head für den Bereich Turnaround und Restrukturierung bei AlixPartners: „Die Zeit langfristiger Planungssicherheit ist endgültig vorbei. Von dem gefährlichen Mix der aktuellen weltweiten Disruptionen akut betroffene Unternehmen müssen schnell durch ein hohes Maß an Flexibilität Stabilität erreichen. Dazu zählen vorrangig die Reduktion von Fixkosten und die Sicherung von Lieferketten. Wir sehen jetzt, wie verletzlich Unternehmen angesichts geballt von außen auftretender, disruptiver Kräfte sind. Krisenresilienz hat langfristig eine deutlich gesteigerte Bedeutung, vor allem mit Blick auf die schon heute absehbaren und spürbaren Veränderungen durch den Klimawandel. Der Umgang mit Planungsunsicherheit und die konsequente Ausrichtung von Unternehmen oder ganzen Geschäftsmodellen auf Krisenresilienz werden über Erfolg oder Misserfolg von Unternehmen entscheiden.“

Die Umfrage wurde im Mai 2022 durchgeführt und besteht aus den Antworten von rund 600 Restrukturierungsexperten von Finanzberatungsunternehmen, Banken und Anwaltskanzleien sowie Unternehmensexperten aus verschiedenen Branchen in den USA, Großbritannien, Deutschland, Schweiz, Frankreich und Italien.

Deutsche Unternehmen durch globale Unterbrechung der Lieferketten bedroht

Als die wichtigsten Gründe der Krise werden international Inflation (33 Prozent) und Lieferketten-Engpässe (32 Prozent) genannt. In Deutschland ist man mit Blick auf die Lieferketten sogar nochmals skeptischer, hier nennen 54 Prozent der befragten Experten dies als wichtigsten Grund für den Abschwung. Diese Ergebnisse decken sich mit den Erkenntnissen des aktuellen AlixPartners Disruption Index: Mehr als die Hälfte der deutschen Führungskräfte sorgt sich um Unterbrechungen der Lieferkette. Umgekehrt verhält es sich bei der Inflation: Hier sehen in Deutschland nur 34 Prozent der Befragten einen starken Einfluss auf die Unternehmen, während der Wert international mit 41 Prozent deutlich höher liegt. Einen mäßigen Einfluss der Inflation erwarten hierzulande 65 Prozent der Experten, international sind es 56 Prozent. Dem entspricht, dass 82 Prozent der deutschen Experten gegenüber 90 Prozent aus anderen Regionen der Meinung sind, ein Anstieg der Personalkosten würde die Krise verschärfen.

Damit setzt sich ein Trend fort, der schon in der Turnaround- und Restrukturierungsstudie 2021 deutlich wurde: Finanzwirtschaftliche Themen beunruhigen die Experten zwar auch hierzulande, werden jedoch als weniger wichtig betrachtet als operative Themen wie das Lieferketten-Management. So sehen 75 Prozent der deutschen Experten geopolitische Risiken als einflussreichsten Faktor für Lieferketten-Störungen, während es im internationalen Vergleich nur 68 Prozent sind.

Weitgehend einig sind sich in- und ausländische Experten dagegen darin, dass die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs besonders auf Deutschland groß sind − 80 Prozent der deutschen und 77 Prozent der internationalen Experten teilen diese Einschätzung.

Deutsche Fertigungsindustrie schaltet in den Krisenmodus – aufgrund aktueller wie langfristiger Entwicklungen

Gefragt, welche Branchen von der Krise am meisten betroffen sein werden, sehen 16 Prozent der internationalen Experten die Fertigungsindustrie auf Platz eins. In Deutschland erwarten das sogar 19 Prozent der Befragten, zugleich sehen hierzulande allerdings sogar 40 Prozent die Automobilindustrie im Mittelpunkt der aufziehenden Krise – hier zeigt sich die große Abhängigkeit Deutschlands vom Automobilsektor.

„Deutschland sieht vor allem seine industriellen Kernsektoren gefährdet, da diese Industrien typischerweise auch hochentwickelte und vielfältige Lieferketten besitzen. Diese Lieferketten so zu gestalten, dass schnell Alternativen aufgebaut und dabei nicht neue, verhängnisvolle Abhängigkeiten von einzelnen Märkten, Lieferanten oder Ländern geschaffen werden, gehört zu den kurzfristig brennendsten Aufgaben deutscher Unternehmen,“ so Dr. Rainer Bizenberger, Managing Director bei AlixPartners.

Denn 54 Prozent der deutschen Experten sehen aktuelle Lieferketten-Engpässe als wichtigsten Auslöser für die Rezession. Aber nur 7 Prozent bewerten Lieferketten auch langfristig als eine große Herausforderung für die globalen Märkte. Für die mit Abstand wichtigste Herausforderung halten die inländischen Experten dagegen mit 32 Prozent den Klimawandel. Entsprechend nennen auch 83 Prozent der Befragten in Deutschland, dass der Umweltaspekt das für ihre Klientel mit Abstand wichtigste ESG-Kriterium ist.

Über die „AlixPartners Turnaround- & Restrukturierungsstudie 2022“

Die jährliche „AlixPartners Turnaround- und Restrukturierungsstudie“ befragt bereits zum 17. Mal führende Restrukturierungs- und Transformationsexperten in mehreren Ländern nach ihrer Einschätzung der Weltwirtschaft. Dabei geht es um deren Meinung zur Entwicklung der globalen Wirtschaft sowie um branchentypische Tendenzen und Trends. Zudem werden, sowohl gesamtwirtschaftlich als auch in unterschiedlichen Branchen, dringende Notwendigkeiten für Veränderungen und Umstrukturierungen diskutiert.

Über AlixPartners

Die global agierende Unternehmensberatung AlixPartners ist spezialisiert auf anspruchsvolle Beratungsmandate für von disruptiven Trends wie Digitalisierung, Nachhaltigkeit, Fachkräftemangel oder Supply Chain Management besonders betroffene Unternehmen und Branchen. Zielgerichtete und ergebnisorientierte Unterstützung in hoch-relevanten, komplexen und kritischen Disruptions-, Restrukturierungs- und Transformationsprozessen ist das Markenzeichen von AlixPartners. Tiefgreifende Branchenexpertise und funktionale Kompetenz sowie die Kenntnis der richtigen Hebel aus einer Vielzahl erfolgreicher Beratungsprojekte führen in vertrauensvoller und partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit den großen und mittelständischen Klienten zu dauerhaft herausragenden Ergebnissen. „When it really matters“.

Vom „manager magazin“ und der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Management & Beratung (WGMB) wurde AlixPartners auch 2021 als eines der besten Beratungsunternehmen ausgezeichnet. Seit über 40 Jahren unterstützen 2.500 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in 24 Büros weltweit die Klienten von AlixPartners. www.alixpartners.com

Pressekontakt
LHLK Agentur für Kommunikation GmbH
Quirin Löffelmeier
T +49. (0) 89. 720187-298; [email protected]