AlixPartners Convenience Store Study 2019

19. Februar 2019

Großes Umsatzpotential mit dem kleinen Hunger: Foodservice-Angebote und digitale Innovationen treiben den deutschen Convenience-Store-Markt

  • Die deutschen Lebensmittelhändler investieren massiv in das wachstumsstarke und profitable Convenience-Segment; Gesamtumsatz liegt 2018 bereits bei 13,2 Mrd. Euro
  • Kompaktfilialen erreichen attraktive Kundengruppe über Frische-Artikel; große Nachfrage für Zusatzservices und technische Innovationen in den Märkten
  • Aber Amazon ante portas: 37% der Konsumenten würden weniger in Minimärkten und Kiosken einkaufen, sobald Amazon Go in ihrer Nähe eröffnet

München (18.02.2019) – Sie heißen „To Go“, „Express“ oder „City“ und sprießen wie Pilze aus den hochfrequentierten Toplagen der Fußgängerzonen, Bahnhofsvorhallen und Tankstellenshops: Die Kompaktfilialen der großen Handelsketten, sogenannte Convenience Stores, haben mittlerweile einen festen Platz in der deutschen Einzelhandelslandschaft und erwirtschafteten 2018 mit Snacks und ihrem verschlankten Sortiment an Waren des täglichen Bedarfs in Deutschland ein Umsatzvolumen von 13,2 Mrd. Euro. Dabei wächst das Geschäft mit dem kleinen Hunger zwischendurch seit 2013 jährlich um 1,6%. Besonders die günstige Lage der kleinformatigen Märkte in Bahnhöfen, Fußgängerzonen, Raststätten und Tankstellen überzeugt die Mehrheit der Konsumenten (65%) von häufigeren Zwischenstopps in den Miniablegern der konventionellen Filialen. 50% geben an, sie frequentieren diese wegen der attraktiven Warenauswahl. Dabei sind Frische-Artikel wie Sandwiches, Snacks und verzehrfertige Salate sowie Obst mit 36% die am häufigsten genannte und damit wichtigste Food-Produktkategorie, die die Befragten dort kaufen. Erstaunliche 90% legen Wert auf eine Auswahl gesunder Lebensmittel. Die Verfügbarkeit frischer, regionaler Lebensmittel finden immerhin 52% wichtig. Das sind einige der zentralen Erkenntnisse der aktuellen „Convenience Store Study 2019“ des global tätigen Beratungsunternehmens AlixPartners, für die 1.000 deutsche Verbraucher online befragt wurden.

Für die Einzelhandelskonzerne sind diese Kleinstfilialen insbesondere in Ballungszentren ein substantielles Zusatzgeschäft, das zudem mit über 7.000 Euro pro Quadratmeter eine um ca. 63% höhere Brutto-Flächenproduktivität als ihre konventionellen Supermarkt- und Nahversorgerkonzepte ermöglicht. So ist die Expansion in das Convenience-Segment anstatt in das Wettrüsten im Discount- bzw. Supermarkt-Segment ein strategisches Investment in eine attraktive Nische. „Das Konzept der Convenience Stores trifft den Nerv der Zeit und ermöglicht es den Handelskonzernen, ihre Flächenproduktivität erheblich zu verbessern. Mit diesen neuen Vertriebslinien erreichen sie insbesondere eine junge, hochmobile Zielgruppe, die bereit ist, einen erheblichen Preisaufschlag für Lage, Produktauswahl und Frische zu bezahlen“, erläutert Peter Heckmann, Managing Director und Handelsexperte bei AlixPartners. „Dieses margenstarke Umsatzpotential haben die Einzelhandelskonzerne erkannt. Sie versuchen, mit ihren neuen To-go-Verkaufskonzepten in hochfrequentierten Lagen sowie verlängerten Ladenöffnungszeiten noch näher an das Bedürfnis der Verbraucher nach Mobilitäts- und Zeitgewinn heranzukommen und damit den umsatzträchtigen Trend zu Snack & Go zu bedienen.“ Dabei ist die strategische Ausrichtung des Produktportfolios und des Ladenkonzepts auf die Kategorie „Foodservice“ erfolgskritisch. Schließlich bleiben Salate, Sandwiches, Wraps, Sushi, verzehrfertiges Obst und Gemüse sowie Backwaren die wachstumsstärksten Produktkategorien in diesem relativ neuen Marktsegment.

Ein weiteres Ergebnis: Neben dem Snack für unterwegs könnten Convenience Stores bei ihren Kunden künftig auch mit attraktiven Zusatzservices punkten. 46% der Befragten würden häufiger in den Shop kommen, wenn es spezielle Kundenbindungsprogramme gäbe. 41% interessieren sich für Postdienstleistungen und würden beispielsweise gerne ihre Pakete dort abholen. Zudem gilt: Je jünger die befragten Konsumenten sind, desto stärker ist das Bedürfnis nach solchen Zusatzdienstleistungen. Angebote wie die Medikamentenabholung jenseits der Apothekenöffnungszeiten und Finanzdienstleistungen wie Konsumentenkredite und Schnellüberweisungen kommen mit 29% bzw. 21% auf deutlich niedrigere, aber dennoch sehr relevante Werte.

 „Um in diesem hart umkämpften Markt der Nahversorger für den schnellen und unkomplizierten Einkauf bestehen zu können, entwickeln die Händler nicht nur immer neue Produkt- und Servicekategorien, sondern setzen konsequent auf innovative Technik und digitale Initiativen, die das Einkaufen bequemer und schneller machen, um damit die Frequenz an kaufwilligen Kunden weiter zu erhöhen“, so Maximilian Coqui, Co-Autor der Studie und ebenfalls Managing Director bei AlixPartners. So ermöglicht die Digitalisierung auch den traditionellen Convenience Playern neue Geschäftspotentiale: 28% der befragten Konsumenten lassen sich von Angeboten auf digitalen InStore-Displays zu weiteren Einkäufen inspirieren. 27% wünschen sich während des Besuchs im Shop mobile Sparcoupons für das Smartphone und immerhin 23% würden zum Bezahlen lieber einen Self-Check-out nutzen, statt sich an der Kasse anzustellen. „Digitale Shopping-Technologien sind eines der großen Zukunftsthemen für den Einzelhandel – auch und gerade für Convenience Stores. Spätestens seit der Ankündigung des Marktstarts von Amazon Go ist klar, wohin sich der Einzelhandel eher kurz- als mittelfristig technologisch und strukturell entwickeln wird“, so Coqui. In Bezug auf die Auswirkungen eines möglichen Amazon-Go-Markteintritts in Deutschland liefert die Studie ebenfalls deutliche Zahlen: 30% der Befragten würden weniger und 7% sogar signifikant weniger in konventionellen Minimärkten, Tankstellenshops oder Kiosken einkaufen, wenn ein Amazon Go Store in der Nähe eröffnen würde.

„In den kommenden zwei bis drei Jahren entscheidet sich, wer im deutschen Markt den Convenience-Trend im Lebensmittelhandel am erfolgreichsten für sich nutzen kann und die meisten neuen Minifilialen an den raren und teuren Hochfrequenzstandorten aufbaut. Dabei spielen nicht nur möglichst flächendeckende Kooperationen mit Partnern, wie Betreibergesellschaften von Bahnhöfen, Tankstellen und Autobahnrasthöfen, eine entscheidende Rolle. Erfolgsentscheidend wird vor allem auch sein, wer seine Logistikprozesse und IT-Systeme erfolgreich auf diese kleinteiligen Vertriebsformate ausrichten kann“, so das Fazit von Peter Heckmann.

Über die Studie

Die „AlixPartners Convenience Store Study 2019“ basiert auf der Online-Befragung eines deutschlandweiten Samples von 1.000 Kunden über alle Regionen, demografischen Faktoren und Einkommenslevel hinweg. Dabei wurden die Einkaufsgewohnheiten und Wünsche für das Shopping-Erlebnis im Bereich Lebensmitteleinzelhandel, Snacks und Artikel des täglichen Bedarfs sowie Zusatzservices abgefragt. Diese wurden mit den demografischen Dimensionen Alter und Einkommen abgeglichen, um so weitere Einsichten in Konsumentengewohnheiten zu gewinnen und aufkommende Trends im Bereich der Convenience-Märkte frühzeitig zu erkennen.

Über AlixPartners

Die global agierende Beratung AlixPartners steht für die ergebnisorientierte Unterstützung namhafter Mandanten bei zeitkritischen und komplexen Transformations- und Ertragssteigerungs-programmen. Tiefgreifende Branchenexpertise und funktionale Kompetenz sowie die Kenntnis der Hebel erfolgreicher Restrukturierung ermöglichen es AlixPartners, den Wandel von Groß- und mittelständischen Unternehmen zielgerichtet zu begleiten.

Vom „manager magazin“ und der WGMB wurde AlixPartners 2018 als bestes Beratungsunternehmen im Bereich Transformation ausgezeichnet. Mit etwa 1.600 Mitarbeitern ist AlixPartners weltweit in mehr als 25 Büros vertreten. AlixPartners-Berater arbeiten an herausfordernden Projekten, die die Zukunft von Unternehmen maßgeblich beeinflussen, oft in kritischen Situationen, bei denen viel auf dem Spiel steht – when it really matters.

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