Der Maschinenbau auf dem Weg ins „New Normal“: Deutsche Industrie verteidigt (noch) ihre Spitzenposition
- Starke V-förmige Erholung der weltweiten Maschinenbauindustrie nach Stagnation im Jahr 2019 und Krise im ersten Halbjahr 2020
- Deutschland weiterhin unter den Top 3 Maschinenbauländern bei Volumen und R&D-Investitionen; Andere Länder holen auf und liegen bei Rentabilität vorne
- Dreiviertel der weltweiten M&A-Aktivitäten von den USA, China, Frankreich und Deutschland – meist innerhalb des eigenen Landes
- Resiliente Lieferketten entscheiden über kurz- und langfristigen Unternehmenserfolg
- Künftige Entwicklung des Industriegütersektors hängt in hohem Maße von der Fähigkeit ab, sich an disruptive Kräfte anzupassen
München (15. Dezember 2021) – In Deutschland sinkt laut AlixPartners Industrial Goods Study 2021 die industrielle Produktion im letzten Jahr um 12 Prozent - vor allem aufgrund einer niedrigen internationalen Nachfrage. Damit liegt Deutschland im unteren Schnitt der großen Maschinenbauländer vor Italien (-13%) und hinter Japan (-11,5%) sowie den USA (-7,4%). In China wächst die Produktion im selben Zeitraum sogar um 1,3 Prozent, vor allem getrieben durch die stabile Nachfrage im Inland. In allen Staaten ist für 2021 und darüber hinaus mit Erholung und Umsatzwachstum zu rechnen. Sie reagieren dabei mit unterschiedlichen Strategien auf die Entwicklungen während der Pandemie. In den USA konzentrieren sich die Firmen auf Fusionen und Übernahmen, China priorisiert vor allem Investitionen in Forschung und Entwicklung. Europäische Firmen setzen auf eine schrittweise Anpassung und Verbesserung der eigenen Prozesse. Bei der Rentabilität hat die Pandemie die niedrigen Werte in Deutschland und vielen anderen Staaten verstärkt. Von den Spitzenländern konnten nur China, USA und Großbritannien ihre EBIT-Margen halten.
„Wir sehen, dass trotz hoher Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie in den Ausbau von Kapazitäten die Wirtschaftlichkeit der deutschen Firmen gesunken ist“, sagt Patrick Widmaier, Managing Director bei AlixPartners und Studienautor. „Ein Grund dafür liegt in den hierzulande vergleichsweise starren, stabilen Strukturen. Vor allem die angelsächsischen Staaten können hier flexiblere Anpassungen vornehmen. Deutschlands Stärke als europäische Exportmacht hat sich in der Pandemie daher als größte Schwäche erwiesen: Starke Abhängigkeit der Industrie von einem gut funktionierenden globalen System.“
Bei M&A-Aktivitäten zeigt die Studie im letzten Jahr einen großen nationalen Fokus. So werden 75 Prozent der gesamten Transaktionswerte in den vier Staaten USA, China, Frankreich und Deutschland realisiert. Fusionen und Übernahmen betreffen dabei hauptsächlich Parteien im selben Land. Große länderübergreifende Transaktionen wie die von ThyssenKrupp Elevator sind nur wenige zu beobachten. Bei Letzteren kommt der mit Abstand größte Anteil aus den USA.
Transparenz und Kenntnis der eigenen Lieferkette
Die Unsicherheiten in den globalen Lieferketten seit Beginn der Pandemie betrifft den global aufgestellten Industriegütersektor in besonderem Maße. Die Studie zeigt, dass eine genaue Kenntnis bei Wichtigkeit und Resilienz der einzelnen Lieferkettenbestandteile der entscheidende Faktor für den Erfolg des eigenen Geschäftsmodells ist. Schnelle, vermehrt auch automatisiert gesteuerte Anpassungen innerhalb von diversen und internationalen Lieferketten werden so zur Grundfähigkeit jedes Unternehmens.
„Ein Fokus der deutschen Maschinenbauindustrie muss auf dem Erreichen maßgeschneiderter Fertigung und vollständiger digitaler Durchdringung der eigenen Wertschöpfungskette liegen. Hier liegt großes Potential auch für die Firmen in Deutschland verborgen, die vorhandenen Ineffizienzen in der Wertschöpfungskette zu überwinden und alte Geschäftsmodelle zu modernisieren“, sagt Widmaier.
Anpassung an Disruptionen entscheiden über künftigen Erfolg
Die künftige Entwicklung des Industriegütersektors wird in hohem Maße von der Fähigkeit abhängen, sich an disruptive Kräfte anzupassen. Die Studie zeigt, dass diesen vor allem in der Maschinenbaubranche eine immer größere Rolle zukommt – unter anderem durch vermehrte Investitionen in Industrial-Tech-Unternehmen. Laut AlixPartners Disruption Index 2021 liegen die Herausforderungen vor allem in der Integration neuer Technologien wie KI oder Automatisierung. Zunehmend vernetzen intelligente Plattformen Maschinen, Prozesse und Akteure und schaffen neue B2B-Marktplätze. Auch Umweltverträglichkeit ist mittlerweile eine notwendige Bedingung für Unternehmen.
„In den meisten industriellen Teilsektoren werden disruptive Kräfte den laufenden Veränderungsprozess beschleunigen. Schnelligkeit und Anpassungsfähigkeit an disruptive Entwicklungen werden zum zentralen Erfolgsfaktor. Mehr als noch vor wenigen Jahren geben dabei Start-Ups bei den Megatrends neuer Technologien die Richtung vor. Das ist eine Chance für die altehrwürdige deutsche Maschinenbaubranche, in der es in diesem Bereich eine große Talentlücke gibt. Hier gilt es, eine genaue Kenntnis über die neuen Akteure im Markt zu gewinnen und daran anschließend sinnvolle Investitionen zu tätigen“, so Widmaier.
Über die AlixPartners Industrial Goods Study 2021
Die AlixPartners Industrial Goods Study 2021 basiert auf einem weltweiten Sample von 1.174 führenden Maschinenbauunternehmen mit einem Umsatz von 100 Millionen Euro oder höher. Zudem wurden öffentlich zugängliche Quellen genutzt, beispielsweise von Branchenverbänden wie dem Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA). Diese wurden ergänzt durch eigene Analysen und Auswertungen, Projekterfahrungen aus der Beratung von Maschinenbauunternehmen und ausführliche Gespräche mit Managern und Brancheninsidern.
Über AlixPartners
Die global agierende Beratung AlixPartners steht für die ergebnisorientierte Unterstützung namhafter Mandanten bei zeitkritischen und komplexen Transformations- und Ertragssteigerungsprogrammen. Tiefgreifende Branchenexpertise und funktionale Kompetenz sowie die Kenntnis der Hebel erfolgreicher Restrukturierungen ermöglichen es AlixPartners, den Wandel von groß- und mittelständischen Unternehmen zielgerichtet zu begleiten.
Vom „manager magazin“ und der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Management & Beratung (WGMB) wurde AlixPartners 2021 wiederholt als eines der besten Beratungsunternehmen im Bereich Restrukturierung ausgezeichnet. Mit etwa 2.500 Mitarbeitern ist AlixPartners weltweit in mehr als 25 Büros vertreten. AlixPartners-Berater arbeiten an herausfordernden Projekten, die die Zukunft von Unternehmen maßgeblich beeinflussen, oft in kritischen Situationen, bei denen viel auf dem Spiel steht – when it really matters.
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