Zur Bewältigung einer Unternehmenskrise ist eine finanzielle Restrukturierung oft eine entscheidende Voraussetzung. Gelingt eine Refinanzierung bspw. mit der Maßgabe der Reduktion von Tilgungsleistungen, erhält das Unternehmen finanzielle Luft, um operative Maßnahmen umzusetzen und so seine Ertragskraft vor der nächsten marktkonformen Refinanzierungsrunde wiederzuerlangen.
Voraussetzung für eine erfolgreiche Refinanzierung in der Unternehmenskrise ist vor allem die Herstellung von Transparenz über die finanzielle und operative Situation des Unternehmens bei allen Finanzierern. Daneben ist ein strukturierter Verhandlungs- und Umsetzungsprozess der Refinanzierung ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Hierbei sind die folgenden drei Punkte zu berücksichtigen:
- Einführung von Verhandlungsteams – von Seiten des Unternehmens gibt es ein dediziertes Team aus Vertretern des Managements, der Finanzabteilung sowie Anwälten und Finanzberatern, die mit der Verhandlung der Refinanzierung betraut werden. Im Fall eines umfangreichen Finanziererkreises, der von der Refinanzierung betroffen sein soll, bietet sich die Konsolidierung über die Agenten oder das Einrichten von Steering Committees an, die die Interessen der Finanzierergruppen vertreten. Je nach Situation ist die beraterseitige Begleitung der Steering Committees abzustimmen.
- Zeitmanagement – Im Vergleich zu Refinanzierungen außerhalb einer Unternehmenskrise ist in Krisensituationen Zeit ein wesentlicher Faktor, da das Unternehmen i.d.R. wegen Liquiditätsknappheit oder Übertreten der Finanzkennzahlen (Covenants) nur begrenzten zeitlichen Spielraum besitzt. Entsprechend wichtig ist ein gemeinsames Verständnis der Verhandlungsparteien über den Zeitplan für die Umsetzung der Refinanzierung. Um Verzögerungen zu vermeiden, ist ein ganzheitlicher Blick auf die Fortschritte der Verhandlungen notwendig. Im Sinne der Transparenz sollten sich die Verhandlungspartner über Verzögerungen im Prozess rechtzeitig informieren. Gleichzeitig sollte das Verhandlungsteam beurteilen, welche Inhalte im Kreise der Berater oder der Prinzipale diskutiert werden sollen.
- Ganzheitliche Einbindung des Unternehmens – Die Refinanzierung hat in ihrem Ergebnis, aber auch durch den Prozess, weitreichende Konsequenzen für das Unternehmen. Daher ist es essenziell, dass betroffene Abteilungen rechtzeitig vom Verhandlungsteam eingebunden werden. Hierunter fallen insbesondere, aber nicht abschließend, die folgenden:
- Finanzen: Bis wann können Jahres- und Konzernabschluss für das letzte Geschäftsjahr testiert werden? Können die vorgeschlagenen Reporting- und Informationspflichten eingehalten werden?
- Einkauf: Bleibt auf Seiten der Lieferanten die WKV-Deckung erhalten oder gibt es Seitens der Warenkreditversicherer Schritte zur Risikoreduzierung?
- Kommunikation: Gibt es negative Pressemitteilungen oder Rückfragen der Kunden und Lieferanten zur Lage des Unternehmens?
- Operative Geschäftseinheiten: Welche Vertragsklauseln können die operative Geschäftspraxis beschränken?
Da im Normalfall die Finanzabteilung eines Unternehmens nicht für die umfangreichen Herausforderungen einer Refinanzierung in der Krise aufgestellt ist, kann durch externe Unterstützung eine deutlich höhere Prozesssicherheit für die Refinanzierung hergestellt und so die Erfolgsaussichten des Turnarounds signifikant erhöht werden.